Leben auf einem Hausboot

Individualität, Abenteuersinn und ein Hauch von Freiheit – das sind nur einige der Stichworte, die einem einfallen, wenn man an Hausboote denkt. Für viele Menschen ist das Leben auf einem Hausboot ein Kindheitstraum. Angesichts der immer höher werdenden Immobilienpreise kann ein Boot als Wohnsitz durchaus eine Alternative darstellen, allerdings gibt es vor dem Kauf einiges zu berücksichtigen.

Leben auf dem Hausboot – Abenteuer mit einigen Haken

Schwimmende Häuser haben in den vergangenen Jahren deutlich an Popularität zugenommen. Und durchaus bringt ein Hausboot, abgesehen von der Individualität, einige Vorteile mit sich: Es ist nicht erforderlich, ein Grundstück zu kaufen, man wohnt direkt am Wasser, die Liegeplätze befinden sich meist an einem zentralen Ort und man hat dennoch seine Ruhe. Und sollte man eines Tages genug vom Wohnort haben, legt man mit seinem Boot einfach ab.

Ehe man jedoch seine Träume auf dem Wasser verwirklichen kann, ist es zunächst wichtig, die Kosten für den Kauf eines Hausboots zu kennen – denn diese haben es in sich. Im Durchschnitt muss man für ein geräumiges Hausboot ähnlich viel investieren für ein kleines Einfamilienhaus: Ab 70.000 Euro gibt es die kompaktesten Ausführungen, die noch nicht viel mehr bieten als eine Koje mit Schlafplatz, eine Küchennische und ein spärliches Bad. Wer sich mehr Luxus wünscht, muss natürlich tiefer in die Tasche greifen, wobei die Preisspanne nach oben hin offen ist.

Grundsätzlich muss zwischen zwei Varianten unterschieden werden: Hausboote mit einer Länge von bis zu 15 Metern werden noch als Sportboot bezeichnet. Besitzen sie einen Motor mit weniger als 15 PS, ist sogar noch nicht einmal ein Bootsführerschein erforderlich. Allerdings ist ein Bootsführerschein dennoch zu empfehlen, da man im Kurs viele Fertigkeiten zur Navigation erlernt, die später von Nutzen sein können.
Genügen einem wenige Quadratmeter Fläche zum Leben auf dem Hausboot, hält sich auch der bürokratische Aufwand in Grenzen.

Größere Hausboote gibt es nur mit Baugenehmigung

Möchte man sich ein geräumigeres Hausboot kaufen, dann ist hierfür eine Baugenehmigung erforderlich. Denn dabei handelt es sich um eine sogenannte wasserbauliche Maßnahme. Ein Architekt muss zunächst einen Antrag beim zuständigen Bezirksamt einreichen. Hausboote werden auf Stahl- oder Betonpontons errichtet und dann an einem fixen Liegeplatz befestigt. Bei der Gestaltung stehen dem Eigentümer alle Möglichkeiten offen. Moderne Hausboote zeigen, dass bereits mit wenig Fläche viel erreicht werden kann: Eine komfortable Einrichtung ist auch auf wenigen Quadratmetern möglich – und kann genau so funktionell sein, wie an Land in einem gemieteten Zimmer der Fall wäre.

Hausboot-Romantik und die Wirklichkeit

Selbstverständlich kann ein kleines Hausboot natürlich nicht so einfach in irgendeinem Hafen festgebunden werden. Wer sich dauerhaft an einem Ort niederlassen möchte, muss auch dies bei den entsprechenden Behörden melden. Die genauen Auflagen sind dabei von Stadt zu Stadt anders geregelt, allerdings bieten bereits Metropolen wie Berlin, Hamburg, Köln und Leipzig entsprechende Anlaufstellen. In anderen Städten, wie beispielsweise München, dürfte sich die Suche nach einem geeigneten Liegeplatz schon schwieriger darstellen. Zudem genehmigt nicht jede Stadt einen Erstwohnsitz auf einem Boot.

Direkt auf einem See oder sogar auf dem Meer zu leben ist in Deutschland jedoch nahezu unmöglich. Die meisten Liegeplätze befinden sich in ruhigen Kanälen und ungenutzten Bereichen von Häfen. Wer auf der Suche nach einem Standort ist, hat derzeit vor allem an der Ostsee gute Chancen auf einen Platz für sein Hausboot.

Trotz allem überwiegen letzten Endes für die meisten Menschen die Vorteile beim Leben auf einem Hausboot: Obgleich viele Hindernisse der Bürokratie überwunden werden und zahlreiche Behördengänge nötig sind, behält das Leben auf einem Hausboot dennoch einen unverwechselbaren Reiz und einen Charme, der sich mit nichts vergleichen lässt. Wer einmal für längere Zeit auf einem Hausboot gelebt hat, dem fällt es häufig schwer, in eine normale Wohnung oder in ein Haus zurückzukehren. Der Aufwand lohnt sich also in jedem Fall – dessen ist man sich spätestens bewusst, wenn man die erste Nacht auf dem Boot verbringt und sich von den sanften Wellen in den Schlaf schaukeln lässt.

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